Das es über Nacht windig werden würde war uns allen klar. So wundert es nicht das wir vom Pfeifen der Zeltschnüre geweckt werden. Was sich uns allerdings für ein Anblick bietet als wir uns aus den Schlafsäcken schälen ist beeindruckend. Der mit bis zu 75 Stundenkilometer tobende Wind hat die Ostsee heftigst aufgewühlt. Die Gischt der auflaufenden Wellen schlägt wütend über die Hafenmole. Der Wasserspiegel stieg um 40 cm und eines unserer Boote ist dabei davonzuschwimmen. Die zwei Meter hohen Wellen brechen auch in der offenen Ostsee. Am Steinigen Ufer hören wir die Steine aufeinanderschlagen. Urgewalten. Wir sitzen fest.
Der Hafen hat eine aus massiven Baumstämmen gezimmerte Sitzecke die uns recht gut vor dem Nordostwind schützt. So können wir wenigstens in einigermaßen Ruhe unser Frühstück einnehmen. Wobei Ruhe vielleicht der falsche Begriff für die enorm laute und stetige Mischung aus brechenden Wellen, dem Pfeifen der Seile der Segelboote und dem Rauschen der Bäume ist.
Wir brechen nach dem Frühstück zu einer Wanderung von Glowe zum Königsstuhl, dem berühmten Kreidefelsen, auf. Den landschaftlich viel schöneren Uferweg können wir nicht nehmen und so laufen wir die ersten sechs Kilometer die Straße entlang. Anschließend können wir jedoch durch herrlichen Buchenurwald unseren Weg fortsetzen. Der Wind wirbelt das herumliegende Laub auf, dass man denken könnte es wäre Herbst. Immer wieder bieten uns fantastische Aussichten vom Hochufer auf die tosende See.
An der Viktoriasicht können wir gut die Wassergewalten beobachten, die am Fuße des 118 m hohen Königsstuhls nagen. Es ist hier so windig, dass es einem schnell den Fotoapparat aus der Hand schlagen kann. Dennoch sind wir uns einig das wir diese herrliche Küstenformation mit dem Boot passieren wollen.
Da die bis dahin geleisteten 14 Wanderkilometer für den völlig unterentwickelten unteren Bewegungsaparat eines Kanuten absolut ausreichend sind, nehmen wir den Bus zurück nach Glowe. Während der Fahrt bleibt Zeit für die Diskussion ob diese 14 Kilometer im Fahrtenbuch vermerkt werden können. Diesem Ansinnen erteilt Martin, der frisch gewähltem Wanderwart, eine eiskalte Abfuhr.
Wieder in Glowe empfängt uns der Hafenmeister mit der Empfehlung die Zelte abzubrechen. Bis Donnerstag schwächt sich der Wind nicht ab und danach steht die Dünung von zwei Metern noch mehrere Tage auf der Ostsee. So langsam wächst die Gewissheit die Rügenumrundung in diesem Jahr nicht zu schaffen. Aber wir wollen noch nicht aufgeben und wenigstens per Boot zurück nach Stralsund fahren. Die Fahrt über der Bodden steht daher zur Diskussion. Aber wie das genau gehen kann, schließlich müssten wir die Boote zwei Kilometer umsetzen, ist uns noch nicht klar. Aber so bietet sich zumindest eine Tagesaufgabe für morgen.
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